Ei oder Huhn?

Das ist die Frage, die wir uns seit Jahrhunderten in der Evolution stellen. Es gibt durchaus Tiere, welche hermaphrodit sind. Das bedeutet im Klartext, dass diese Art von Lebewesen sowohl mit männlichen, sowie weiblichen Geschlechtsausprägungen ausgestattet sind. Somit können weibliche oder auch männliche Geschlechtsorgane ausgebildet werden – je nachdem welcher Geschlechtspartner zur Verfügung steht. Salopp gesagt!

Im Prinzip handelt es sich dabei um ein komplexes Thema in der Evolutionslehre, welches sowohl bei Pflanzen, als auch bei Tieren beobachtet werden kann. Aber das soll hier kein Biologie Studium werden.

Bei unserer Zucht, der Zucht von Reptilien , explizit der Zucht von Köpy’s (Python Regius / Königspython), brauchen wir beide Geschlechter. Und bevor wir mit der Zucht beginnen können, müssen wir dieses erst einmal bestimmen.

Jeder Halter von Tieren, insbesondere von kleinen Tieren wie Nager, Fischen oder auch Reptilien, träumt einmal vom eigenen Nachwuchs.

Insbesondere unerfahrene Halter stoßen dabei ein wenig an ihre Grenzen. Dabei ist die Geschlechtsbestimmung essentiell, denn ohne Sie lassen sich Jungtiere schlechter an den Mann / Frau bringen oder gar erst verpaaren.

Auch beim Kauf von jungen Schlangen ist es vorteilhaft, dass Geschlecht „nachbestimmen“ zu können. Denn egal wie erfahren ein Züchter auch ist, auch er kann sich einmal irren.

Es gibt mehrere Möglichkeiten das Geschlecht zu bestimmen, ich werde euch hier versuchen die drei häufigsten zu Erläutern und näher zu bringen und später vielleicht auch einmal mit Hilfe eines Videos zu veranschaulichen, damit auch ihr das Geschlecht eurer Pfleglinge sicher bestimmen könnt und ihr somit einen Schritt zur erfolgreichen Zucht weiter seit.

Zur Hilfe bei der Geschlechtsbestimmung stehen uns, wie oben schon erwähnt, drei mögliche Methoden:

Poppen

Knuspern

Sondieren

Alle drei werde ich versuchen hier zu erläutern. Spoiler Alarm: In meinen Augen ist das „Poppen“ die sicherste und einfachste Variante, dazu aber später mehr.

Sondierung

Diese Variante halte ich für sehr gewagt. Ebenfalls sehr effektiv und sicher, dennoch für Anfänger vielleicht etwas unpassend, da man mit einer sogenannten Sondiernadel in den Körper des Reptils eindringen muss. Bei Jungtieren kann dabei viel verletzt werden, weshalb ich bei Jungtieren dringend davon abraten würde. Andernfalls ist diese Methodik bei adelten Tieren effektiver als das „Poppen“ beispielsweise. 

Eine Sondiernadel ist am Ende, anders als der Name vermuten lässt, stumpf und leicht abgerundet. Bei Jungtieren, insbesondere nach dem Schlupf, ließ sich eine geringere Gegenwehr beobachten, weshalb viele Züchter diese Methode nach dem Schlupf der Tiere verwenden.

Die Sondiernadel wird mit einer gleitfähigen Substanz versehen und in die Hemiclitoris bzw. Hemipenis eingeführt. Dies sollte äußerst vorsichtig durchgeführt werden.

Nachdem man einen Widerstand spürt legt man seinen Daumen ans Ende des eingedrungenen Teils der Sonde, zieht Sie heraus und hält die Sonde von Außen an die Hemiclitoris- / Hemipenistasche und zählt die Schuppen bis zum Ende der Sonde ab.

Weibliche Exemplare haben meist weniger als 5 Schuppen Eindringtiefe, weshalb man sich fast sicher sein kann, dass es sich in diesem Fall um ein weibliches Exemplar Handelt. 

Sollten es mehr als 5 Schuppen sein, handelt es sich um ein Männchen.

Aber Achtung:

Das Sondieren kann von der Schlange auch behindert werden, zum Beispiel dann, wenn Sie verkrampft. Ein erfahrener Tierarzt oder Terrianer wird das erkennen und kann durch leichte Massage vielleicht für eine Entspannung sorgen, unerfahrene Halter könnten sich aber dennoch auf das Ergebnis verlassen und ein Tier damit eines falschen Geschlechts bestimmen.

Knuspern

Ich habe schon Ewigkeiten nicht mehr gehört, dass das Knuspern noch durchgeführt wird. Ich möchte hingegen nicht abstreiten, dass dies noch passiert.

Wie funktioniert das ganze?

Natternhalter führen dieses Verfahren bei Schlangen ab ca. 60 cm gerne durch. 

Dabei streicht man schwanzabwärts lang und kann theoretisch fühlen, wie die Hemipenis unter dem Finger „knuspert“. Man spürt also sozusagen einen kleinen Wiederstand.

Aber wie gesagt, sollte sich viel Fettgewebe gebildet haben oder besonders viel Muskulatur ist diese Methode dennoch sehr unsicher.

Popppen

Insbesondere bei der Zucht von Python Regius habe ich noch nie von einer anderen Methode gehört die eingesetzt wird. Aber ich lasse mich da gerne eines besseren belehren.

Beim Poppen „massiert“man die Geschlechtsorgane quasi heraus und kann diese dann deutlich erkennen. Damit besteht im Prinzip kein Zweifel was das Geschlecht der Schlange betrifft.

Statistisch gesehen soll laut Literatur zu ca. 99% jede Schlange bis 2m so sicher ihres Geschlechts bestimmt werden können.

Man nimmt die Schlange (ich mache das direkt nach dem Schlupf) und greift sie hinter und vor der Kloake (Schwanzwurzel).

Nun versucht man durch leicht Druck „massierend“ Richtung Schwanzende die Hemipenis herauszudrücken. Das Schwanzende wird dabei leicht nach unten gehalten (nur wenige Grad – wir wollen das Schwanzende schließlich nicht brechen) und massiert dann mit dem  Daumen von oben herab Richtung Kloake unter leichtem Druck. Sollte dies nicht auf Anhieb klappen, kann man den Druck eventuell etwas erhöhen.

Bei Männlichen Tieren kommen dann die Hemipenis zum Vorschein. Manchmal auch ein Spermatropfen. Weibliche Tiere hingegen zeigen nichts. Die Scheidenöffnungen sind meistens nur zwei kleine dunkelrote Punkte. Diese sollte man jedoch schon erkennen können.

Wichtig ist kein Gegendruck auszuüben, da es zum Kotabgang kommen kann. Dann lässt sich das Geschlecht für diesen Moment nicht mehr bestimmen und die Prozedur müsste zu einem späterem Zeitpunkt wiederholt werden.

Fazit

Ihr seht also vielleicht, wieso ich das Poppen als letztes aufgeführt habe. Das war bewusst so gewählt. 

Es ist mein Favorit.

Nun wisst Ihr wie man das Geschlecht der Tiere bestimmt und wenn Ihr nun Männlein und Weiblein habt, steht der Zucht im Prinzip nichts mehr im Wege. Es gibt noch einiges was Ihr zu beachten habt. Zum Beispiel, logischerweise, die Geschlechtsreife. Auch muss ein wenig Einfluss auf die Haltungsparameter genommen werden, um die Schlangen zu „stimulieren“. Dazu in einem anderen Kapitel aber mehr.

Aber wenn Ihr nun den Entschluss habt einmal selbst Nachzuchten zu haben, habt Ihr den Ersten Schritt wie gesagt getan.

Anmerkung:

Viele Schlangenhalter füttern Ihre Jungtiere noch relativ regelmäßig alle 7 Tage, doch dann, wenn sie an Gewicht zugelegt haben, werden die Intervalle unregelmäßiger, insbesondere dann, wenn  ihrer Meinung nach genug Fettreserven vorhanden sind.

Ich würde bei der Zuchtplanung davon abraten. Ich werde auch zur Fütterung noch einmal ein eigenen Kapitel schreiben. Aber es sei gesagt, dass bei der geplanten Zucht ein konstantes Füttern vorgenommen werden sollte. Als Faustregel hab ich mal gelernt 1/4 des Gewichtes der Schlange soll das Futtertier haben, das halte ich aber für überholt. Nach dem Fressen sollte das Futtertier noch zu erahnen sein. Sprich man darf ruhig sehen, dass das Tier gefressen hat.

Aber darüber in einem anderen Kapitel mehr unter „Haltung“.

 

Danke fürs Lesen bis hierher!